Changwon, KOR – Das aufgrund dessen, dass nach Olympia immer die Finals geändert werden müssen und unser Sport generell gefühlt neu erfunden werden muss, Fehler passieren können ist uns allen bewusst, aber was wir hier in Changwon (Korea) erlebt haben übersteigt das Maß unseres Verständnisses.

Unsere Anreise verlief absolut problemlos. Alles geschah pünktlich und unsere Gepäckstücke waren auch vollzählig. Eigentlich hätten wir uns da schon denken können, dass etwas Schlimmeres passieren wird, denn eigentlich haben wir bei der Anreise in diesem Jahr bis jetzt immer Probleme gehabt und irgendwas ist ja immer.
Nach unserem 10stündigen Flug von Frankfurt nach Seoul und einer darauffolgenden 5stündigen Busfahrt zum Hotel in Changwon City, fielen wir am ersten Tag nur noch erschöpft ins Bett und waren damit relativ schnell in der Zeitverschiebung von sieben Stunden drin.

Am nächsten Morgen ging es für uns auf den Schießstand, 2 Runden inoffizielles Training standen auf dem Programm. Aufgrund dessen, dass alle von uns den Schießstand kennen liefen diese trotz der insgesamt 30 Stunden Anreise recht gut. Wir konnten also entspannt in das PET (Pre Event Training) am nächsten Tag starten. Es galt nur noch einmal Haltepunkte fixieren und sich auf die Besonderheiten des Schießstandes einstellen.

Mit guten Trainingsergebnissen und guter Laune starteten wir also in den ersten Wettkampftag.
Ja… was soll ich sagen…? Ihr habt sicherlich gesehen wie der erste Wettkampftag ablief… Paul (Pigorsch) zwei 23er, Andy (Andreas Löw) eine 20, Steve (Eidekorn) mit 22, 21, Bettina (Valdorf) direkt in der ersten Runde 18 und auch ich startete mit einer 21… Da brauche ich auch nichts schön reden oder irgendwelche Ausreden suchen, wir haben uns, vor allem am ersten Wettkampftag, absolut unter Wert verkauft. Wir schaffen es am Ende einfach nicht, dass gute Gefühl aus dem Training in den Wettkampf zu übertragen. Daran müssen wir arbeiten und das wissen wir!

Paul allerdings hat am zweiten Wettkampftag gezeigt, dass er zu den Besten gehört. Er hat gekämpft wie ein Löwe und hat es mit 50 Voll!!! (50 von 50 möglichen Treffern) und einem Gesamtergebnis von 120 Treffern ins Shoot off für das Finale der besten 8 geschafft, welches er dann auch souverän gewann. Unsere Freude war riesig!
Und das muss ich euch unbedingt sagen, ist das was ich an unserem Team am meisten liebe – dieser unglaubliche Zusammenhalt! Das gesamte Trap Team hier in Changwon bestand ja aus Sportlern von der Schützengilde Frankfurt (Oder) und es war für mich einfach ein schönes Gefühl, dass trotz der Tatsache, dass der Rest von uns den Einzelwettkampf eher bescheiden abschloss, wir uns alle extrem für Paul freuten und die Stimmung nicht kippte. Niemals aufgeben, immer kämpfen, das ist unsere Devise.

Zurück zu Paul – Er kämpfte sich durch dieses Finale und war am Ende mit 21 von 25 Treffern gleich auf mit dem Chinesen. Unsere Freude war riesig, denn Paul erkämpfte sich vorher im Shoot off eine bessere BIB Nummer als der Chinese und hätte dadurch weiter im Finale der besten 4 stehen müssen. Aber dann passierte etwas, was nicht hätte passieren dürfen!
Der Wettkampfleiter Willi Grill wollte nur kurz aufstehen und die neuen Startzettel für das nächste Finale holen, da entschieden sich die Kampfrichter und Jury Member dazu Paul und den Chinesen ein Shoot off schießen zu lassen, das ist irregulär. Das Problem ist, dass am Anfang des Jahres ein Regelwerk auf der ISSF Seite erschienen ist in welchem geschrieben steht, dass in so einem Fall Shoot off geschossen werden soll, dieses ist jedoch nicht mehr aktuell und man kann das überarbeitete aufgrund dessen, dass bei jedem Wettkampf etwas geändert wird, nirgendwo nachlesen.
Zum kleinen Verständnis nebenbei warum diese Regeln überhaupt ständig geändert werden. Nach Olympia möchte die ISSF Sachen verändern um unseren Sport interessanter zu machen und dennoch die Sendezeiten einzuhalten. Dabei entstehen viele theoretische Ideen, die praktisch nicht so umsetzbar sind. Das Problem ist nur, dass durch diese ständigen Änderungen die Jury selber nicht mehr ganz weiß, wie es aktuell zu handhaben ist und dies fiel diesmal schwer auf uns ab.
Die Jury und der Wettkampfleiter entschuldigten sich am nächsten Tag dafür aufrichtig bei Paul, nur diese Entscheidung konnte nicht mehr revidiert werden und die Entschuldigung brachte ihm auch nicht die Chance auf eine Medaille zurück.
Das Alles ist einfach schade und ärgerlich, deshalb haben wir uns im Team fest vorgenommen in Zukunft bei sämtlichen Zweifeln alles zu hinterfragen.

Am Mittwoch folgte dann das Team Event. Da Katrin (Quooß) diesen Wettkampf leider absagen musste, konnten Bettina und Ich nicht an diesem Event teilnehmen. Dennoch waren wir auf dem Schießstand und unterstützten unsere Jungs, mit Erfolg! Denn Andy, Steve und Paul schafften es ins Bronze Medal Match. Die Jungs verloren dieses jedoch knapp. Auch in diesem Finale sind Dinge passiert, die meinen Vorstellungsrahmen absolut sprengten. Ich will darauf garnicht weiter eingehen, aber wenn man im Livestream sieht wie der Jury Member sich während eines Videobeweises nicht die Scheibe sondern sich selbst anschaut und dennoch Fehler gibt, dann fällt mir dazu einfach nichts mehr ein.

Mehr oder weniger euphorisch ging es am nächsten Tag in das Mixed Team Event.
Aber wie war das? Niemals aufgeben, immer kämpfen! Und ich sage euch, wir haben gekämpft, mit Erfolg. Beide Teams (Paul mit Bettina, Andy mit mir) schafften es in die Bronze Medal Matches. Zum Verständnis beim Mixed Team Event gibt es zwei Bronze Medal Matches und es werden zwei Bronze Medaillen vergeben. Nachdem wir aufgrund von Scheibengleichheit gegeneinander Shoot off um die BIB Nummer schießen mussten, welches Andy und Ich für uns entschieden, fingen wir beide mit dem Bronze Medal Match 1 an. Auch wenn wir es zwischendurch noch einmal spannend machten setzten wir uns gegen die Koreaner durch und gewannen die Bronze Medaille. Wir waren überglücklich und haben über beide Ohren gestrahlt. Andy hatte es ja oft mit mir als Mixed Team Partner nicht leicht, aber dafür wurden wir nun endlich belohnt. Man gewinnt zusammen, man verliert zusammen.
Danach waren Paul und Bettina im Bronze Medal Match 2 an der Reihe. Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass das Podium mit 4 Deutschen gefüllt wird. Paul und Bettina mussten sich aber gegenüber den Chinesen geschlagen geben. Trotzdem natürlich herzlichen Glückwunsch noch einmal!


Zusammenfassend geht es für uns nun mit gemischten Gefühlen nach Hause. Wir sind enttäuscht über die Situationen mit denen wir bei diesem Weltcup Erfahrung machen mussten. Aber das ändert nichts daran, dass wir mit 4 Finalteilnahmen und einer Medaille nach Hause kommen! Darüber freuen wir uns natürlich riesig. Der Weltcup hat seine Lehren mit sich gezogen und das ist am Ende ja gut! Lehren die Erfahrung bringen und wann kann man diese besser sammeln als zu einem Weltcup bei dem keine Quotenplätze vergeben werden?
Wir wollen nach Paris und wir kämpfen weiter dafür!!! Und ich denke dieser Weltcup hat uns am Ende doch Lichtblicke dafür gegeben, dass wir das schaffen!!!