von Wolfgang Lamée | 22.03.17 | News
Köln, GER – Ein wenig Wehmut wird bei seinem heutigen Start in Acapulco (MEX) wohl mit dabei sein, denn Andreas „Andy“ Löw geht als letzter Deutscher bei einem internationalen Wettkampf in der olympischen Disziplin DOPPELTRAP an den Start und beendet damit eine erfolgreiche internationale Ära im Wurfscheibenschießen des Deutschen Schützenbundes.
Denn aufgrund der Entscheidung des Weltverbandes ISSF in Bezug auf die Agenda Tokio 2020 des IOC wurde entschieden, dass die Disziplin DOPPELTRAP durch ein Trap-Mixed-Team ersetzt wird und somit verschwindet DOPPELTRAP aus dem olympischen Programm. Die letztendliche Entscheidung darüber wird im Sommer 2017 vom IOC getroffen, was aber lediglich eine Formsache darstellt.
Wer dieses Thema in den letzten Monaten verfolgt hat, weiß, dass weltweit Versuche unternommen wurden, gegen diesen Vorschlag vorzugehen. In vorderster Front kämpfte der russische Doppetrap-Spezialist Vasily Mossin mit fast der gesamten Weltelite der Doppeltrapschützen, den Entschluss vom „Trap-Mixed-Team“ in ein „Doppeltrap-Mixed-Team“ abzuändern. Was letztendlich leider nicht von Erfolg gekrönt wurde!
Wie schon unser Bundestrainer Uwe Möller in seinem Bericht geschrieben hat, geht die Disziplin DOPPELTRAP nun in den Breitensportbereich über, da sie als nichtolympische Disziplin nicht mehr vom DOSB gefördert wird. Und der kleine elitäre Kreis unseres Doppeltrap-Kaders mit Andy Löw, Michael Goldbrunner und Stefan Veit wurden in den Trap-Kader übernommen.
Dennoch können wir stolz auf eine international erfolgreiche Ära der olympischen Disziplin DOPPELTRAP (1996-2016) zurückblicken! Große Namen wie Susanne Kiermayer (DT bei den Damen olympisch bis 2004, Olympia-Silber `96 in Atlanta, mehrfache Europameisterin).
Waldemar Schanz, Europameister, 2-facher Vizeweltmeister und mehrfacher Weltcupsieger.
Und auch Michael Goldbrunner (Junioren-Europameister `05) und – aktuell – Andy Löw als Olympia-Finalist von Rio und Vizeweltmeister `11 gewannen eine beachtliche Anzahl an Medaillen. Seit Mitte der 2000er Jahre wurden speziell Löw, Goldbrunner und Schanz durch das intensive Engagement von Krieghoff in dieser Disziplin besonders unterstützt. Aber auch Silke Hüsing, Sonja Scheibl, Stefan Ommert, Steffen Däbel und Christian Hartmann identifiziert man mit der Disziplin Doppeltrap.
Ganz besonders bitter ist es natürlich für den aktiven Kader, der sich auf eine der schönsten und anspruchsvollsten, wenn nicht sogar die anspruchsvollste Disziplin im Wurfscheibenschießen spezialisiert hat. Mit Michael Goldbrunner und Andy Löw haben wir sehr erfahrene und international erfolgreiche Schützen, dennoch fällt ihnen diese Streichung nicht leicht. Aber für den jungen Stefan Veit sowie den hoffnungsvollen Nachwuchsschützen Paul Blatzky, die gerade am Anfang ihrer Karriere stehen und ebenfalls all ihre Kraft in diese Disziplin gesteckt haben, ist dies umso schmerzhafter.
Jetzt heißt es, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und sich auf die neuen Aufgaben zu konzentrieren!
Und wer weiß es schon…? Nichts ist für die Ewigkeit!
von Frank Günther | 29.05.16 | News
Todi, ITA Als erstes ein riesen Kompliment unseren zwei Doppeltrapschützen Michael Goldbrunner und Andy Löw. Dieser Wettkampf hat erneut gezeigt, dass beide zur absoluten Weltklasse gehören. Aber der Reihe nach.
Auf dem Weg von Rom nach Todi konnten wir noch nicht ahnen, was uns hier erwartet. Die Straßen abseits der Autobahn erinnerten mich sehr an eine Teststrecke für Stoßdämpfer. Gut durchgeschüttelt kamen wir Im Hotel an. Beim Blick aus dem Hotelfenster konnte ich erahnen, wie landschaftlich schön Umbrien ist. Wir haben am Abend einen ersten Abstecher mit dem Auto gemacht, um einen Supermarkt zu finden. Dabei fuhren wir durch eine traumhaft schöne Landschaft! Kleine Bergdörfer mit Natursteinhäusern wohin das Auge blickt.
Wunderschön hier in Umbrien, da kann man direkt ins Schwärmen geraten. Aber wir waren hier nicht um Urlaub zu machen, sondern um unseren zweiten Ausscheid zu schießen. Der Schießstand knüpft sich nahtlos an das schöne Umbrien an. Wenn es schöne Schießstände gibt, dann ist dieser mit Sicherheit eines der Schönsten. Eine top gepflegte Anlage, einfach zum Genießen. Der Wettkampf- in Koproduktion mit den Arabischen Emiraten – sehr gut organisiert! Das Teilnehmerfeld-hochkarätig! Das Wetter – prächtig! Also beste Voraussetzungen, um Höchstleistungen zu produzieren. Und was war das für ein Wettkampf! Bei der Anmeldung erfuhren wir, dass es auch eine Mannschaftswertung gibt. Aber wir waren ja nur zwei Schützen. Kein Problem, dann sucht euch einen Schützen aus einer anderen Nation zum Auffüllen der Mannschaft aus. Die erste Wahl fiel auf James Willett aus Australien. Der war allerdings schon vergeben, denn andere waren schneller als wir. So schoss der Australier mit Eller (USA) und Scott (GBR) zusammen in einer Mannschaft. Ein bärenstarkes Team neben den Italienern. Also suchten wir uns als Partner einen ebenso starken Sportler raus- Vasily Mosin aus Russland. Der sagte sofort ja und unser Team bekam den Namen „Druschba“, zu Deutsch „Freundschaft“. Diese Sportlerzusammenstellung stellte sich später als Glücksgriff heraus. Es war ein unwahrscheinlich spannendes Turnier von Anfang bis zum Ende. Die meisten Weltklasseathleten nutzten diesen Wettkampf als Zwischenstation für den Weltcup San Marino. Unsere beiden Schützen begannen sehr stark und man konnte nach den ersten Runden erahnen, dass sehr hoch geschossen wird. Und so war es auch. 147 Treffer gleich zwei Mal von Löw und Mosin führten das Feld ins Finale, was für ein Ergebnis! 141 Scheiben reichten dann zum Einzug ins Finale. Michael Goldbrunner musste ins Stechen mit Scott aus England. Leider fehlte Michael eine der ersten zwei Scheiben. Scott traf beide Scheiben, Scott somit im Finale. 6 Schützen aus 6 Nationen, was wünscht man sich mehr als Veranstalter. Beste Werbung für ein Klasseturnier.
Innocenti und Eller fielen nach dem Halbfinale raus. Löw und Scott Bronzemedalmatch. Andy gewann und krönte damit sein hervorragendes Vorergebnis. Mosin (RUS) und Cetcutti (MAL) schossen um Gold. Mosin war an diesem Tag einfach zu stark für die Konkurrenz und gewann mit einer 30´íger Serie. In der Mannschaftswertung lag dann das Team „Druschba“ mit sage und schreibe 15 Treffern Vorsprung vorne, insgesamt erreichte das Team 435 von 450 Scheiben! Wann gab es das schon einmal – in der“ Höhle des Löwen“ so eindrucksvoll zu gewinnen? Der wichtigste Lohn war für Andy das Ticket zu den olympischen Spielen. Es war ein harter und sportlich sehr fairer Wettkampf. Beide Schützen, Michael und Andy, haben alles gegeben. Zum Schluss bleibt zu sagen: Doppeltrap hat es wiederum geschafft, sich in die absolute Weltspitze zu schießen. Wir haben zwei Schützen, die das Weltniveau mit bestimmen. Hier in Todi konnten sie das eindrucksvoll unter Beweis stellen! Das lässt für die Zukunft auf weitere Erfolge hoffen.
Drücken wir nun Andy Löw die Daumen für die Olympischen Spiele. Er hat bis jetzt ein sehr gutes sportliches Jahr gehabt- hoffen wir, dass er es zu den olympischen Spielen krönen kann.
Fotos:
© UmbriaVerde & Andy Löw