Die Medaille holen wir bei Olympia

Die Medaille holen wir bei Olympia

20160430_westfaeliche-nachrichten_die-medaille-holen-wir-bei-olympiaIbbenbüren / Tecklenburger Land – Einen großen Schritt in Richtung Olympische Spiele in Rio de Janeiro hat die Ibbenbürener Skeet-Schützin Christine Wenzel gemacht. Sie erreichte am vergangenen Wochenende beim Weltcup in Rio das Finale der besten Sechs.

Einen großen Schritt in Richtung Olympische Spiele in Rio de Janeiro hat die Ibbenbürener Skeet-Schützin Christine Wenzel gemacht. Sie erreichte am vergangenen Wochenende beim Weltcup in Rio das Finale der besten Sechs und verschaffte sich damit eine sehr gute Ausgangsposition im Zweikampf um das eine zu vergebende Olympiaticket. Ihre Konkurrentin Nadine Messerschmidt kam in Rio auf Rang 17. „Da kann nicht mehr viel anbrennen“, freute sich Christine Wenzel darüber, dass ihre dritten Olympischen Spiele in greifbarer Nähe sind.

Zwei Wettkämpfe sind maßgeblich für das Erreichen des Olympia-Tickets: der in Rio vom vergangenen Wochenende und der im italienischen Todi Ende Mai. Die von den Bundestrainern festgelegten Kriterien sind zunächst einmal die getroffenen Scheiben in den Vorkämpfen dieser beiden Wettkämpfe. Christine Wenzel traf in Rio 70 von 75 Scheiben, Nadine Messerschmidt 66. Damit hat sich die Ibbenbürenerin schon einmal einen Vorsprung von vier Scheiben erarbeitet. In Todi werden noch einmal 75 Scheiben geschossen. „Wer von den 150 Tauben die meisten trifft, fährt nach Rio“, so Christine Wenzel.

Allerdings gibt es noch ein zusätzliches Kriterium, und das ist das Erreichen des Finales bei einem dieser beiden Wettbewerbe.

© ISSF

© ISSF

Das gelang Christine Wenzel in Rio, und damit hat sie sich einen ganz deutlichen Vorsprung vor ihrer Kontrahentin erarbeitet. Selbst wenn Nadine Mersserschmidt in Todi das Finale erreichen sollte und Christine Wenzel nicht, wäre die Ibbenbürener Sportschützin noch im Vorteil, denn der Wettkampf in Rio war ein Weltcup, der in Todi ist keiner. Und von daher sei das Erreichen des Finales in Rio höher zu bewerten, sagt Christine Wenzel.

Dass sie im Finale in Rio dann „nur“ den sechsten Platz belegte, sei nicht so tragisch, sagt die amtierende Europameisterin. „Der Fokus lag auf dem Erreichen des Finales.“ Und sie fügt halb scherzhaft hinzu: „Die Medaille holen wir dann bei Olympia.“ Eine hat sie schon: In Peking vor acht Jahren holte Christine Wenzel Bronze.

Dass in Rio de Janeiro in knapp 100 Tagen die Olympischen Spiele beginnen sollen, davon habe man wenig merken können, sagt Christine Wenzel. In London 2012 und in Peking 2008 sei im Vorfeld deutlich mehr Olympia-Feeling zu spüren gewesen. Momentan gelte: „Rio ist eine Riesen-Baustelle. Es gibt noch viel zu tun.“ Auffallend sei, dass es „viel Armut, viel Dreck und viel Müll“ gebe. „So hatte ich Rio nicht im Kopf“, hatte Wenzel sich die Stadt am Zuckerhut anders vorgestellt.

Die Olympia-Anlage, auf der am vergangenen Wochenende geschossen wurde, sei „ganz ordentlich“ gewesen. Nicht allerdings die Bedingungen. „Zum Teil 40 Grad im Schatten und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit“, berichtet Christine Wenzel. Die Räume, in denen sich die Sportler aufhalten konnten, seien hingegen auf 18 Grad heruntergekühlt worden. Im August werde es allerdings anders sein. „Dann werden es rund 25 Grad sein,“ vermutet die Ibbenbürenerin.

Quelle:
Westfälische Nachrichten

Titelbild:
© Photo by ISSF | Nicolò Zangirolami

Die Skeeter machen das Licht aus

Die Skeeter machen das Licht aus

Rio de Janeiro, BRA – Unsere Damen haben uns bereits gestern verlassen. Jetzt besteht das deutsche Team nur noch aus unserem Sportdirektor, Ralf und mir! Es waren spannende Wettkämpfe und Deutschland kann mit dem 5. Platz der Nationenwertung voll auf zufrieden sein! Auch unsere Flintendisziplinen haben mit einer Medaille (Sonja), den Finalplatzierungen von Andy und Christine einen wichtigen Beitrag geleistet. Denken wir nur an das spannende Shoot off von Karsten – dann läuft es einem immer noch eiskalt den Rücken herunter!

20160424-04_wc-rio 20160424-03_wc-rio

Es sind nicht alle Hoffnungen in Erfüllung gegangen, aber in erster Linie ging es hier auf den Olympischen Anlagen um den Test für Olympia. Viele so genannte „Favoriten“ kamen mit den äußeren Bedingungen nicht zu Recht. Für uns waren es in erster Linie die hohen Temperaturen, der ständige Wechsel zwischen den äußeren 36 Grad und den eiskalt gekühlten Aufenthaltsräumen. An der „Scheibendiskussion“ haben wir uns nicht beteiligt, auch haben uns die hohe Bruchquote und die instabilen Flugbahnen nicht aufregen können.

20160424-02_wc-rioUnsere Reserven haben wir erkannt und wir werden ganz zielstrebig die Tage bis zu Olympia nutzen!

Ralf war nun unser letzter Starter hier vor Ort. An die starken Leistungen der Finalteilnehmer kam Ralf nicht heran. Der Finaleingang (egal wie die Bedingungen sind) lag wieder einmal bei 121 Scheiben. Wer bei Olympia so richtig dabei sein möchte, der muss im Training schon die 122 – 123 Treffer knacken!
Kassandro (ITA) legte mit 123 Treffern die beste Leistung vor. Im Finale setzte sich dann jedoch Svennson (SWE) und Khan (IND) durch und Kassandro landete „nur“ auf dem dritten Platz!
Ralf kam mit seinen 114 Treffern auf Platz 38 ein!

Nun heißt es die Koffer packen und um 22 Uhr Ortszeit verlassen wir Brasilien!

Es wird jedoch nicht ruhiger im Flintenlager, denn bereits 4 Tage später reisen unsere Nachwuchskader in Suhl zum Juniorenweltcup an! Dieser Weltcup ist bereits seit Wochen ausgebucht und die besten Juniorenschützen der Welt treffen dort aufeinander!

20160424-01_wc-rio

Na dann bis in wenigen Tagen im „sonnigen“ Suhl…!

Starker Wettkampf unter dem Zuckerhut

Starker Wettkampf unter dem Zuckerhut

Rio de Janeiro, BRA – Eigentlich hatte ich gedacht oder vielleicht sogar gehofft, dass meine Trainerkollegen von Trap und Doppeltrap mit ihren Schilderungen übertrieben haben – aber dem war leider nicht so! An jedem Tag sitzen wir mindestens 3 Stunden im Bus quer durch Rio! Und da gibt es nicht nur Schönes zu sehen! Das Verkehrschaos ist hier einfach nicht zu beherrschen, die 11 Millionen Einwohner Rio’s wollen bewegt werden und Einige davon besitzen sogar ein eigenes Auto!

Die Schießanlagen befinden sich am Stadtrand in einem militärischen Gelände. Man muss neidlos anerkennen, dass diese Schießanlagen olympiatauglich sind. An jedem Tag wurde die Organisation besser und wenn wir übermorgen den Platz verlassen, wird wohl alles wie an der Schnur funktionieren.

20160423-04_wc-rioObwohl die Teilnehmerzahl an diesem Weltcup mit – 29 Skeet Damen und 65 Herren – eigentlich gering ist, so trifft sich hier die Creme de la Creme des Skeetschießens. Alle potentiellen Olympiastarter nutzen die Möglichkeit die Bedingungen hier vor Ort abzuchecken!
Eine neue Nation ist auch am Start – GUM, oder besser Guam! Ein Inselatoll im Pazifik. Wie ich hörte, war die teilnehmende Dame sogar ein „Doppelstarter“! Jedenfalls hatte Nadine das Vergnügen, dass dieses hoffnungsvolle Nachwuchstalent direkt vor ihr schoss. Mit 2-4 und 3 Treffern und einem Ergebnis von insgesamt 9 war sie in der Disziplin Skeet deutlich besser als bei Trap, denn dort kam sie insgesamt nur auf 3 Treffer. Ich ziehe den Hut vor so viel Selbstvertrauen! Leider gibt es ja bei Weltcups keine Teilnahme Norm wie zum Beispiel MQS! Darüber sollte in den verantwortlichen Gremien einmal nachgedacht werden.
Jedenfalls war der Referee nach jeder Runde regelrecht heiser vom vielen „Fehler“ rufen!

20160423-03_wc-rio_BuchheimAuch für die Skeetwettkämpfe wurden 3 Wettkampftage geplant. Mit 50 am ersten Tag, 25 am zweiten Tag und dem Damen Finale und am dritten Tag nochmals 50 für die Herren mit dem Finale wurde den Teilnehmerzahlen Rechnung getragen. Es gibt hier vor Ort nur drei kombinierte Anlagen, die aber für Olympia völlig ausreichend sind.

Ich hatte mir im Vorfeld unserer Wettkämpfe schon Gedanken gemacht, wieso die Ergebnisse allgemein sehr schlecht ausgefallen sind. Es gibt ja mehrere Komponenten die das Treffen kompliziert machen, aber hier war es eindeutig die Olympiascheibe von Laporte. Es gab sogar eine Sportlerpetition, in der sich fast alle Teilnehmer gegen Einsatz dieser Scheibe zu Olympia aussprachen. Ich sprach mit den Vertretern von Laporte, sie erklärten mir – dass die Wurfscheiben lange vor dem Wettkampf nach Rio geliefert wurden. Die Lagerung erfolgte aber wochenlang in einem überhitzten Container. Dadurch wurden diese „Naturscheiben“ noch zäher oder doppel gebrannt, härter!
Aber wir kennen ja den Satz:“ Alle schießen unter den gleichen Bedingungen und auf die gleichen Scheiben“!

20160423-01_wc-rio_WenzelUnsere zwei Mädels haben sich sehr gut verkauft. Mit dem 6. Platz und der Finalteilnahme von Christine Wenzel können wir sehr zufrieden sein. Ihre 70 Scheiben bedeuten eine deutliche Steigerung im Jahresverlauf. Auch Nadine – mit Ihrer tollen Vorschützin – kam auf 66 Treffer und einen 17. Platz!
Für unsere Damen eine ungewohnte Situation, zwei Wettkampftage mit einer Nacht dazwischen. Auch das will trainiert werden, denn bei den stetig steigenden Teilnehmerzahlen wird mit einer Änderung des Wettkampfablaufes zu rechnen sein!
Trotzdem verfolgten uns die so genannten „Gurkenfehler“ wie Stand 1 Hochhaus oder Stand 7 Niederhaus! Die Präzision als auch die Variabilität der technischen Ausführung gehören in den Trainingsprozess. Auch gilt es das Finaltraining mit in den Trainingsablauf zu integrieren.
Natürlich stand auch unser Damenwettkampf ganz unter dem Zeichen der Olympiaqualifikation. Christine verschaffte sich mit der Finalteilnahme ein ordentliches Polster vor dem folgenden Wettkampf in Todi /ITA!

20160423-02_wc-rio_messerschmidtIch muss sagen, dass unsere Mädels sehr positiv und sportlich fair mit dieser Situation umgehen. Es ist auf der einen Seite der Wettkampf, bei dem jeder für sich kämpft, aber Abends steht unser Team zusammen und da wird diskutiert und gescherzt – und natürlich brasilianisch gegessen!

Unser Ralf nach den ersten beiden Tagen mit 69 Treffern im Mittelfeld. Morgen zwei Serien in denen er bereits versuchen wird, gewonnene Erkenntnisse in Richtung OS Rio umzusetzen!
Bei den vorherrschenden 36 Grad, kommen unsere Schützen so richtig auf Betriebstemperatur! Mit Spannung wird das Wetter zu Hause beobachtet!

Aufholjagd wurde nicht belohnt

Aufholjagd wurde nicht belohnt

20160417-02_WC-Rio_SosaRio de Janeiro, BRA – Beim gestrigen dritten und letzten Wettkampftag der Männer legte Karsten Bindrich nochmal einen furiosen Endspurt hin! Mit 24 und 25 Treffern legte er eine ordentliche Schippe drauf und kam auf 117 Scheiben, die mit ihm noch acht weitere Schützen erreichten, darunter auch die letzten drei Olympiasieger! Das Shoot Off war eine illustre Runde von 9 Weltklasseschützen, die um den letzten verbliebenen Finalplatz kämpften.

Nach und nach lichtete sich dann das Feld, bei Binde war leider bei Scheibe 4 Endstation. Sehr schade, denn eine Finalteilnahme hätte nahtlos an seinem sehr guten 7. Platz beim WC Nikosia (CYP) angeknüpft. Er hat am ersten Tag ein bis zwei Scheiben zu viel „fliegen lassen“, sonst wäre das Shoot Off für ihn gar nicht auf die Tagesordnung gekommen.
Der Spanier Fernandez gewann nach Nikosia den zweiten Weltcup in Folge und gehört bei der Olympiade hier im August zum absoluten Favoritenkreis! Zweiter wurde der Belgier Peeters vor Brol aus Guatemala.

20160417-01_WC-Rio_Sosa

Es herrschen hier wieder tropische Temperaturen. Wenn man aus dem klimatisierten Aufenthaltsraum nach draußen geht, dann trifft einen die Hitze wie ein Hammer! Hinter den Ständen B und C stehen Pavillons, hinter dem Finalstand A eine große Tribüne. Also wenigstens für die Betreuer und nachfolgenden Schützen etwas Schatten, währenddessen die Schützen vorne auf den Platten in der gnadenlos sengenden Sonne stehen. Aber alles lamentieren nützt nichts, hier muss jeder Sportler durch – wohl dem, der eine gute Kondition hat!

20160417-04_WC-Rio_guamZum Damenwettkampf noch ein kleiner Nachtrag: Dort schoss auch eine Schützin aus Guam mit, im Nachgang habe ich erfahren, sie ist Skeetschützin! Am Trap-Wettkampf hat sie teilgenommen, wahrscheinlich um Zeit bis zu Beginn von Skeet zu überbrücken. Pro Runde traf sie eine Scheibe – das gab in der Endabrechnung ein Ergebnis von 3! Für die nachfolgende Schützin in derselben Runde ist so etwas natürlich der blanke Stress – es hupt 24 mal! Bei den Zuschauern hinter dem Stand wurden schon Wetten abgeschlossen, wann der erste Treffer in der Serie kommt. In Runde zwei traf sie die 21 Scheibe mit dem zweiten Schuss – die Zuschauer applaudierten! Bei allem gebotenem Respekt, aber so was ist in meinen Augen schon grenzwertig – ein gewisses Leistungsniveau sollte dann doch schon vorhanden sein, schließlich sind wir bei einem Weltcup!

20160417-05_WC-Rio_ahrensEin sehr angenehmer Gesprächspartner während des Trap-Wettkampfes der Frauen war Hasso Ahrens, ein deutsch-stämmiger Trainer und Vater aus Namibia. Er betreut seine Tochter Gaby Ahrens, die ja bei den Afrikaspielen in Kairo der Damenwettkampf gewinnen konnte und sich damit einen Quotenplatz für Namibia sicherte. Sie wird auch zur Olympiade im August hier in Rio de Janeiro an den Start gehen. Hasso und Gaby wohnten zusammen mit uns hier im Hotel Windsor Florida. Da gab es abends in der Lobby oder auf der Busfahrt zum Stand immer Gelegenheit für Gespräche über Land und Leute, über Namibia und Deutschland, über Sport, über Gott und die Welt. Beide haben heute früh die Heimreise angetreten – guten Flug!

Auch unsere Damen sind inzwischen auf dem Heimweg, nachdem sie erst noch den Schießstand ansteuern mussten, um die Waffen abzuholen. Nach aktuellen Informationen ohne Probleme. Auch ihnen eine angenehme Heimreise!

Heute Wettkampftraining Doppeltrap. Wieder mit dem ersten Bus um 06.30 Uhr auf den Stand, hoffentlich sind die Straßen zu Wochenbeginn nicht gleich am frühen Morgen dicht.

Bis bald – allen noch einen schönen Wochenanfang (jedenfalls für den Rest des Tages)!

Bildquellen:
© Photos by Lyndon Sosa & Gaby Ahrens