Quotenplatz für Andy Löw und Abschied von Sonja Scheibl

Quotenplatz für Andy Löw und Abschied von Sonja Scheibl

Osijek, CROEndlich…! Endlich hat es mit einem olympischen Quotenplatz geklappt… Hier in Osijek war die letzte Chance auf den letzten zu vergebenden und sehr begehrten Startplatz für die Olympischen Spiele in Tokio. Und die haben wir mit einer „Punktlandung“ genutzt! Bei den Männern hatten wir im Einzelwettkampf nach dem ersten Tag noch die Chance, es aus eigener Kraft zu schaffen. Paul lag mit 73 Treffern noch gut im Rennen, auch Andy hatte noch ganz gute Karten mit 71 getroffenen Scheiben.

(c) Photo Jürgen Heise

Am zweiten Tag dann Paul mit Serien von 23 und 24, insgesamt 120 Treffer. Für ihn Jahresbestleistung – in der Vorbereitung auf diesen entscheidenden Wettkampf Richtung Olympia haben wir alles richtig gemacht! Leider fehlte eine Scheibe für das Shoot Off um den Finaleinzug, trotzdem zeigte Paul hier mit Platz 10 eine Topleistung.
Aus eigener Kraft war nun der Quotenplatz nicht mehr drin, dazu hätte es einer Finalteilnahme bedurft. – Nun musste uns die anderen Nationen helfen, Italien vorneweg!

In Finale dann zwei Italiener, ein Slowake und ein Grieche – alle vier kämpften um einen Quotenplatz für Olympia. Der Tscheche Liptak und der Brite Coward-Holley hatten bereits einen Startplatz für Tokio sicher. Folgende Konstellation musste eintreten: Wenn ein Italiener vor dem Slowaken und dem Griechen das Finale beendet, dann gewinnt er den Quotenplatz und macht dadurch den Platz über die Weltrangliste frei. Hier stand dann Andy Löw als nächster Nachrücker mit Platz 6 für einen Startplatz bei Olympia.
Wir haben noch nie so die Daumen gedrückt für Italien wie in diesem Finale! Während sich der Slowake Kovacocy relativ schnell verabschiedete, erwies sich der Grieche Chatzitsakiroglou als guter Finalschütze, erst ab der 19.Scheibe patzte er dann und wurde schließlich 5.
Nun war es entschieden – wir hatten endlich unseren lang ersehnten Quotenplatz für die Olympischen Spiele in Tokio, dem wir schon seit 2019 hinterherlaufen!

Allen aus unserem Team fiel ein Stein vom Herzen, für mich persönlich war es eine internationale Anerkennung der Leistungen von Andy mit seinem 5. Platz zum WC in Lahti 2019 und dem 2. Platz vom WC Nicosia im Pandemiejahr 2020.

Unsere Damen verkauften sich hier beim Einzelwettkampf unter Wert, gestern beim Mixed Team und heute beim Team Wettkampf lief es wieder deutlich besser.

Abschied von Sonja Scheibl…

Für Sonja war es hier die letzte internationale Meisterschaft, sie beendet ihre Karriere in der Nationalmannschaft nach 20 Jahren. In dieser Zeit erkämpfte sie mehrere Medaillen bei Weltcups, bei Europameister- und Weltmeisterschaften im Einzel und in der Mannschaft, Höhepunkt für sie war sicher die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London. Für die Zukunft privat und beruflich alles Gute!

Nun geht der Blick nach vorne, in drei Wochen sind wir schon wieder hier vor Ort zum großen Weltcup, der aufgrund der Coronapandemie von Baku nach Osijek verlegt wurde.
Danach dann die Olympischen Spiele in Tokio – und wir am Start mit Andy Löw!

Die EM war gut organisiert, auch mit dem Wettergott haben sich die Organisatoren gut arrangiert.
Das einzig nervige hier waren die Tests, die alle zwei Tage durchgeführt werden mussten – aber ein notwendiges Übel, damit wir alle wieder gesund nach Hause kommen. Jeder hatte nach dem ersten Test seinen Favoriten beim Testpersonal, der mit dem Stäbchen nicht zu tief in die Nase bohrte…
Nochmal ein großes Dankeschön an unsere Mannschaft hier vor Ort mit Lewi als Physio von der Bundespolizei, mit unserer Disziplinpsychologin Nadine Athenstedt und meinem Assistenztrainer Karsten Beth! Als Team haben wir funktioniert, die Stimmung war gut, auch wenn nicht alle Blütenträume reiften – aber wir haben einen Quotenplatz für Tokio!

Morgen geht’s heim!

EM BAKU: Abschlusswettkampftag Skeet – Männer und Junioren

EM BAKU: Abschlusswettkampftag Skeet – Männer und Junioren

Baku, AZENach den Leistungen des ersten Wettkampftages bei den Männern mit Vincent Haaga, Tilo Fritze und Sven Korte rangierten sich alle im oberen 60er Mittelfeld ein. Bei den Junioren mit Paul Butterer, Felix Raab und Marvin Meier ein ähnliches Bild. Wobei Paul am ersten Wettkampftag die beste Leistung zeigte, er konnte sich gegenüber seiner Trainingsleistung steigern. Er schoss entschlossen und konzentriert, ließ sich von den Sturmböen nicht beeinflussen! Mit 69 Scheiben lag er im Anschlussbereich des Juniorenfinales!

Nun galt es für das Team und sich selbst zu kämpfen. Unsere Jungs wollten zeigen, dass die bisherigen Ergebnisse nicht ihrem Leistungsniveau entsprachen! Der heutige Tag, die Bedingungen unverändert – Sturmböen aus allen Richtungen und Temperaturen von bis zu 35 Grad. Das Gefährliche dabei, durch den Wind verspürt man die Sonnenwirkung nicht und bekommt sehr schnell einen Sonnenbrand! Unsere Schützen trinken hier im Schnitt 5 Liter am Wettkampftag auf dem Stand.

Vincent traf in der ersten Runde 24, Tilo und Sven 23 Scheiben. Felix legte eine 22 nach und Paul hatte sichtlich mit dem „Leistungspaket“ des ersten Tages zu tun. Er traf, genauso wie Marvin nur 17 Scheiben! Damit war auch er aus dem Rennen! Es gehört unter anderem zum Junioren „Lernpaket“ mit diesem Ergebnisrucksack in den zweiten Wettkampftag zu starten!
In der letzten Runde des Wettkampfes trafen Sven, Marvin und Felix 23 Scheiben, Vincent 22 und Paul und Tilo 19 Scheiben.

Somit kommen wir auf eine Bilanz von…

Männer:
115 Vincent Haaga, Platz 26
113 Sven Korte, Platz 32
110 Tilo Fritze, Platz 45

Junioren:
111 Felix Raab, Platz 21
105 Paul Butterer, Platz 30
103 Marvin Meier,Platz 33

Resümee…
Erst einmal muss festgestellt werden, dass alle Sportler unseres Teams ihr Bestes gaben, sich sehr gewissenhaft auf die Runden vorbereiteten, kämpften und dann doch versagten?
Unseren Kritikern empfehle ich einfach, einmal eine Runde im Windkanal zu schießen und dann reden wir uns wieder!
Unser Team hatte eine gute Wettkampfvorbereitung in Frankfurt bestritten, die Trainingsleistungen lagen in einem Bereich von 94 – 97 % bei den Junioren und 96 – 98% bei den Männern. Bei einzelnen Sportlern gab es kleiner Probleme bei der Annahme der Wurfscheiben.

Jetzt trafen wir hier in Baku auf extreme Windbedingungen, wir sind es gewohnt bei gleichbleibendem Wind zu schießen, aber hier bei diesen ständig wechselnden Windrichtungen waren unsere Schützen regelrecht überfordert. Eigentlich war es kein Skeet, sondern Parcours. Aber wie so oft gesagt – Bedingungen für alle gleich. Nun darf man aber nicht an sich selbst zweifeln, oder auch nicht zu viel Präzision in den Bewegungsablauf bringen – denn dies ist alles kontra produktiv!
Zyprioten lieben solche Windspiele und auch die Italiener und Russen konnten sehr gut damit umgehen. Uns fehlte die notwendige Variabilität, obwohl wir diese Übungen in unsere UWV eingebaut hatten! Unsere häufigsten Fehlscheiben Stand 1, Stand 8 – Stand 6 die ankommende Scheibe der Doubletten, oder auch Stand 7 Niederhaus….., also alles „Gurkenfehler“! Bei diesen Bedingungen kann jede Scheibe die normale Flugbahn verlassen und man muss ein Quäntchen Zeit zur Korrektur einbauen.
Felix Raab fand zum Schluss sein individuelles Programm – verdräng den Wind und stell Dir vor es ist Windstill! Hört sich simpel an, hat am zweiten Tag aber absolut funktioniert! Diese Erfahrungen jedes Einzelnen müssen von hier mitgenommen werden, denn nun geht es schon in Richtung Weltmeisterschaft.

  

Ich möchte mich noch einmal bei unserem Team bedanken, die trotz individueller Tiefschläge in den Runden die Stimmung oben hielt, die hier vor Ort vollen Einsatz zeigten und dann doch scheiterten. Wir sind uns einig, dass wir mehr können und das werden wir in Moskau zur Weltmeisterschaft zeigen, das sehen wir als Revanche für uns!

Für mich geht es nahtlos weiter zur Jugendverbandsrunde nach Wilhelmshaven, das Juniorenteam wird am Juniorenweltcup in Porpetto teilnehmen und die Damen und Männer treten in Frankfurt in die UWV WM ein!

Viele Grüße an die vielen Fans zu hause!

© Fotos by Jürgen Heise www.GermanShootingNews.de

EM Baku: Trap Männer und Junioren

EM Baku: Trap Männer und Junioren

Baku, AZEUm es gleich vorweg zu nehmen, die erhoffte Initialzündung durch den grandiosen Erfolg der Juniorinnen mit ihrem Doppelsieg und dem Mannschaftsgold blieb beim Wettkampf der Männer und Junioren leider aus.

Wir haben uns unter Wert verkauft, besonders bei den Männern. Es gelang nicht, die (zugegeben) schwierigen Bedingungen zu beherrschen. Das sie beherrschbar waren, haben uns andere Schützen vorgemacht. Sicher waren die Finaleingangsleistungen mit 119 bei den Männern und 111 bei den Junioren niedriger als normal, aber wir waren mit je 107 Scheiben (Männer & Junioren) zu weit davon entfernt.

Den Junioren kann man hier sicher keine Vorwurf machen, es fehlt ihnen eben einfach noch die Erfahrung, um solche Bedingungen (Hitze, Wind) zu Händeln – aber die Männer hätten hier mehr zeigen müssen. War es der Druck, den sie sich untereinander machten, weil Paul Pigorsch in Berlin beim Normwettkampf 120 Scheiben vorgelegt hatte und der schlechteste der drei EM-Starter für die WM durch ihn ersetzt werden würde? Oder war es allgemein der Wettkampfdruck? Die Vorbereitung auf die EM in Frankfurt/O. lief sehr gut, die teilnehmenden Athleten waren leistungs- und technikmäßig gut drauf.
An den Ursachen forschen wir noch, denn Richtung WM Moskau muss das Training dahingehend optimiert werden. Die Nominierungsvorschläge für die WM habe ich vor den Athleten bekannt gegeben. Sobald sie von der Sportleitung bestätigt sind, werden sie auch hier veröffentlicht.

Die Hitze hier macht einem ganz schön zu schaffen! Am Nachmittag waren es 36 Grad, obwohl der Wind ging und es dadurch etwas angenehmer war. Am zweiten Trainingstag hatten wir in der ersten Runde plötzlich gar keinen Wind, da war es einfach nur brütend heiß! So muss sich ein Brot fühlen, kurz bevor es vom Bäcker aus dem Ofen gezogen wird!
Der Teamspirit hier in Baku ist sehr gut, auch wenn es an den letzten beiden Tagen nicht wie gewünscht lief. Die Truppe hält zusammen und hilft sich gegenseitig.

Eine echte Bereicherung für das gesamte Team ist unser neuer Doc Andreas Aust, der in Baku zum ersten Mal mit den Schützen unterwegs ist. Er hat sofort einen Draht zu uns gefunden, auch er trägt dazu bei, dass die Stimmung im Team positiv ist. Der Doc musste auch schon einige Behandlungen durchführen und das eine oder andere Wehwehchen versorgen – auf jeden Fall ist es beruhigend für die Athleten und Trainer, wenn so ein Experte an Bord ist.

Unsere Juniorinnen sind gut in Deutschland angekommen, die Junioren mit Karsten Bindrich befinden sich auf dem Weg.
Und das Skeet-Team ist wohlbehalten angekommen, mein Kollege Axel Krämer wird dann den Staffelstab bei der EM übernehmen.

Für uns stehen heute noch die Mixed Team Event Entscheidung auf dem Programm. Wir gehen mit zwei Teams an den Start. Deutschland 1 mit Katrin Quooß und Andreas Löw sowie Deutschland 2 mit Sonja Scheibl und Stefan Veit.

© Fotos by Jürgen Heise GermanShootingNews.de 

EM Baku: Kleine Marie ganz groß

EM Baku: Kleine Marie ganz groß

Baku, AZELetze Woche Freitag reisten wir ganz entspannt in Baku zu den Europameisterschaften an, die Waffenkontrollen am Flughafen und der Transport zum Hotel waren völlig easy. Dann folgten zwei Tage inoffizielles Training hier auf der Anlage, die ja anlässlich der „European Games 2015“ völlig neu aus dem Boden gestampft wurde. Gestern das offizielle Wettkampftraining (PET). Die Bedingungen alles andere als normal, es blies ein konstant stürmischer Wind, der einen manchmal fast umgeworfen hätte. Die Trainingsergebnisse fielen dementsprechend holprig aus, das betraf die Schützen aller teilnehmenden Nationen. Unsere Marie-Louis Meyer machte uns beim Training auch an den vorherigen Tagen einige Sorgen, irgendwie kam sie mit dem Stand und den Bedingungen nicht so gut zurecht. Sie zählte also bei ihrer ersten EM nicht unbedingt zu den Favoriten.

Bei der gestrigen Entscheidung der Trap Juniorinnen hier in Baku schoss unsere Jüngste dann aber den Vogel ab! Mit 67 Scheiben kam sie gemeinsam mit der Italienerin Luppi mit dem besten Vorkampfergebnis ins Finale. Außerdem qualifizierte sich noch Bettina „Betty“ Valdorf mit 63 Scheiben für den Endkampf der besten sechs Juniorinnen.
Das Finale war der Hammer! Marie zog souverän ihre Kreise, der wieder stärker aufkommende Wind und ihre Gegnerinnen, darunter zwei Italienerinnen und eine Russin ließen sie völlig kalt. Mit 41 Scheiben im Finale schoss sie einen neuen Welt- und Europarekord in der Disziplin „Trap Women Junior“ und gewann mit 12 (in Worten: zwölf) Scheiben Vorsprung sensationell Gold – und das als 16-jährige bei ihrer ersten EM!

Betty arbeitete sich nach einem sehr unsicheren Finalbeginn Scheibe für Scheibe nach vorne und errang schließlich die Silbermedaille. Außerdem wurden die beiden gemeinsam mit Kathrin Murche (10. Platz Einzelwertung) Europameister in der Mannschaftswertung. Herzlichen Glückwunsch – super gemacht, Mädels!
Auch noch mal ein herzliches Dankeschön an die Heimtrainer Dirk Wietrichowski/Karsten Beth in Frankfurt/O. und Karsten Bindrich/Katharina Bechtel in Suhl. Gute Arbeit!

 
 

Bei den Damen lief es dagegen nicht so rund, Katrin Quooß fehlte mit 67 Treffern eine Scheibe für den Einzug ins Finale. Sonja Scheibl wurde mit 65 Treffern 15., Christin Hilmer landete mit 60 Scheiben auf dem 27. Platz.

Der Schießstand hier in Baku ist sehr großzügig dimensioniert, es gibt im Inneren genug Platz für alle Nationen – und das voll klimatisiert! Draußen herrscht eine „Affenhitze“, daran konnte auch der gestrige kälteste Tag der Woche mit einem Temperatursturz auf 30 Grad nichts ändern. Die kombinierten Stände sind ohne Dach, die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel.In den letzten zwei Tagen gab es kein WLAN hier auf der Anlage, das ist schon ein ziemliches Handicap in unserer hochtechnisierten Welt. Im Prinzip geht alles – aber ohne Internet geht nichts!
Auch die Versorgung ist gewöhnungsbedürftig, zu Essen gibt es nur Pizza. Dazu kommt dann immer noch, das die Bedienung hinter dem Tresen und ich als Kunde vor dem Tresen unterschiedlicher Meinung sind, was grade und ungerade Zahlen sind – das betrifft hauptsächlich den Umtauschkurs von Euro zu der einheimischen Währung Manat.

Bis bald, viele Grüße von der EM aus dem heißen Baku!

© Fotos:
Jürgen Heise www.germanshootingnews.de
and esc-shooting.org